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…Titelverteidigung.
Politik, wohin man schaut. Ob man will oder nicht. Die Roten gegen die Blauen. Aber was wie schmutziger Wahlkampf klingt, ist vielmehr ein mitreißendes Fußballspiel zwischen Dänemark und Frankreich. Auch wenn Les Bleus individuell wie auch chancenmäßig Vorteile haben, bleibt das dänische Dynamit ständig scharf. Es entwickelt sich eines der besten Spiele bisher, in dem der einzigartige Mbappé mit einem Doppelpack den Unterschied macht. Besonders hervorzuheben ist auch Antoine Griezmann, der eine völlig neue Rolle im Mittelfeld spielt und das mit großer Klasse. Wer 2022 Weltmeister werden will, muss diese Franzosen schlagen (können).


1950 hatte USA mal gegen England in einem Gruppenspiel gewinnen können und damit eine positive WM-Bilanz gegen die Three Lions. Heute waren die Amis dem Sieg wieder näher, aber da es nur zu einem Remis reichte, haben in Gruppe B jetzt tatsächlich alle vier Teams theoretisch noch die Chance aufs Achtelfinale.
Fun-Fact: Abwehrhüne und heute Englands bester Harry Maguire erlangte vor Jahren als Tom Cruise mit dem Spruch „Führ mich zum Schotter!“ einen gewissen Filmruhm.

Die Katarer können nach Hause fahren. Nach der zweiten Niederlage ist das Abenteuer WM vorbei. Euer Trost: Ihr werdet nicht die Einzigen bleiben. Was bleibt ist ein Abschiedsspiel gegen Holland.
Die haben sich im anderen Spiel der Gruppe A gegen Ecuador wahrlich keine ihrer Edelstelzen ausgerissen. Mit dem 1:1 kann Louis van Gaal zufrieden sein, darf es aber nicht. Es hätte auch noch schlimmer kommen können. Wie ein Kameraschwenk auf die holländische Trainerbank, auf der erwachsene Männer mit Möhrenflecken auf dem Hemd angestrengt dem Spielverlauf folgen. Nie wirkte van Gaal erheiternder.
In der Gruppe B hat der Iran mal eben Wales vom Feld gefegt, sauber, beide Tore in der Nachspielzeit, 90+8 und 90+11. Dadurch wahrt man sich die Chance aufs Achtelfinale. Ausgerechnet im letzten Gruppenspiel gegen USA. Klingt nach einem echten Motivationsspiel.

Das Salz in der Suppe eines jeden WM-Turniers sind ja gerade die Teams, die für gewöhnlich nicht so im Fokus der Weltöffentlichkeit stehen. Nach Marokko und Kroatien gestern können sich heute die Schweiz, Kamerun, Uruguay, Südkorea, Portugal und Ghana präsentieren, wobei besonders die beiden Letztgenannten im zweiten Abschnitt für eine gewisse Kurzweil sorgen. Immerhin hat sich CR7 als einziger Spieler, der bei fünf Weltmeisterschaften getroffen hat, seinen nächsten kuriosen Eintrag gesichert.
Heute Abend starten mit Brasilien und Serbien die zwei letzten Mannschaften ins Turnier. Dann wäre auch das geschafft.
Es gab die eine oder andere Überraschung, einige Highlights, viel Durchschnitt, manche Hürden wurden genommen, manche gerissen (je nach Sichtweise), und REWE beendet die Zusammenarbeit mit dem DFB. Und man kann festhalten, der Trend geht zum 100-Minuten-Spiel.

…aber was ist hansiflick?

Auf dem Papier ist Belgien Favorit gegen Kanada, tatsächlich entwickelt sich aber ein Spiel auf Augenhöhe (eine Bemerkung, die im Spiel Deutschland-Japan mehr als unpassend gewesen wäre), was nicht zuletzt am unermüdlichen Einsatz der Canucks liegt. Wer allerdings seine Chance vom Punkt nicht nutzen kann oder die Chance dazu gar nicht erst erhält und eine Bude kassiert, verliert. Das belgische Frittenfett der goldenen Generation brutzelt aber längst nicht mehr so heiß wie noch vor einigen Jahren.
Schönen Abend.

Spanien macht direkt Ernst gegen Costa Rica. Ist das denn nötig? Ich finde schon. Sieben Buden gegen Navas sind dann doch mehr als nicht schlecht. Schweinibasti schwafelt im TV davon, dass Schland Spanien schlagen kann. Schaun wir mal. Das wird auf jeden Fall ein Spaß am Sonntag, wir stehen schon im Endspiel. Das mach uns erst mal einer nach.

Und sonst so? Stell dir vor, es ist Sieg und nur die anderen feiern. Schon Sepp Herberger hat gesagt, dass die Leute ins Stadion gehen, weil sie nicht wissen, wie es ausgeht. Diesen Eindruck hat man heute eigentlich gar nicht, ein Highlander-Spiel („Es kann nur einen (Sieger) geben“) und trotzdem tanzen am Ende die Japaner übers Feld. Weil „unser“ Bochumer Blindfisch Asano aus unmöglichem Winkel „unseren“ Manu Neuer ganz alt aussehen lässt. Ich hab Schnappatmung. So etwas erlebt man nur einmal im Leben, Asano auch.

MANUEL NEUER: zwei Weltklasse-Paraden auf der Linie sind nicht genug, bei Asanos unerklärlichem Geistesblitz lässt MN1 die kurze Ecke offen
ANTONIO RÜDIGER: der heimliche Chef im Team und einer der wenigen mit Normalform, also super, herrlich, wie er in einer Szene im Traberstil Asano abläuft
DAVID RAUM: erste Halbzeit hui, zweite Halbzeit pfui
NIKLAS SÜLE: macht was er soll, solide und souverän
NICO SCHLOTTERBECK: wenig Licht, und Schatten
JOSHUA KIMMICH: der Boss kann besser
ILKAY GÜNDOGAN: organisiert, treibt nach vorne, gut in der Defensive, trifft Tor und Außenpfosten
THOMAS MÜLLER: bemüht und glücklos, hat es sich schon augemüllert?
JAMAL MUSIALA: der kann so tolle Sachen, macht er auch, wirkt aber leicht überfordert
KAI HAVERTZ: der kann auch so tolle Sachen, ist aber meistens einen Schritt zu langsam, im Abseits oder woanders
SERGE GNABRY: führt 90 Minuten seine Frisur spazieren
JONAS HOFMANN: ach, echt, eingewechselt, für wen?
LEON GORETZKA: man spürt seinen unbedingten Willen, scheut keinen Zweikampf, setzt Kopfball und Schuss knapp neben die Pfosten, eine Führungspersönlichkeit
MARIO GÖTZE: zwei, drei Impulse, mehr nicht, trotzdem schön
NICLAS FÜLLKRUG: zweites Länderspiel, ein Kopfball, null Effekt
YOUSSOUFA MOUKOKO: jüngster Spieler im Team

HANSI FLICK: alles richtig gemacht?



Modisch auf der Höhe der Zeit, Frau Bundesinnenministerin trägt diesen Winter Binde.